Man sieht wie die Muskelfasern in vertikaler Richtung liegen, und in diese Richtung zieht er sich auch zusammen. Er ist völlig ungeeignet, Last aufzunehmen und reagiert auf Druck sehr empfindlich. Was passiert nun, wenn sich ein Mensch aufs Pferd setzt? Wirbelsäule geht nach unten, Kopf kommt rauf, und er drückt sein Gewicht auf den langen Rückenmuskel. Der atrophiert zusehend und dann haben wir Pferde mit einem knochigen Rücken, wo man die Wirbel, Darmbeinhöcker und das Kreuzbein schon sehen kann. Auch haben diese Pferde einen sehr ausgeprägten Widerrist, weil der Brustkasten richtig abgesackt zwischen der Wirbelsäule hängt! Leider sehe ich sowas mehr als anderes und es stimmt mich sehr nachdenklich!! Gibt es einfach immernoch Menschen, die denken, einfach ein Pferd reiten zu müssen, ohne sich damit auseinander zu setzen, dass dieses Tier seriös trainiert werden muss. Immer wieder! Ein ausgebildetes Pferd muss man auch trainieren. Und nur reiten macht das Pferd kaputt. Es vollbringt höchste athletische Leistungen und somit muss es immer wieder trainiert werden. Wir müssen Probleme erkennen und diese auch lösen können. Plötzlich ist da eine Verspannung oder es tritt mit einem Bein kürzer, möchte sich nicht mehr stellen, all diese Sachen können passieren, und wir als Besitzer sollten das erkennen.Also, wie kann ein Pferd Gewicht auf seinem Rücken tragen, ohne den langen Rückenmuskel zu stören? Da kommen wiederum mehrere Muskeln zum Zuge und das Rücken- Nackenband.Es gibt Muskeln die etwas tragen können bzw. müssen. Es gibt Gliedmassenträger und Rumpfträger. Diese müssen sehr gut trainiert werden, vorallem wenn ein Pferd nicht nur sein eigenes Gewicht tragen soll.Rumpfträger sind die Brustmuskeln und die gesägten Muskeln.Brustmuskeln sind die Nr. 70 bis 72. Wobei Nr. 72, der tiefe Brustmuskel in sehr vielen Fällen dafür verantwortlich ist, wenn das Pferd Gurtenzwang hat. Wenn die obere Muskulatur zuwenig stark ist, verkrampfen sich genau diese Muskeln, weil sie zuviel Arbeit leisten müssen. Die Muskelfasern laufen nach vorne oben und so arbeitet er auch. Er hilft mit, den Brustkasten anzuheben.
Nr. 38 ist der Halsteil des gesägten Muskels (Musculus serratus ventralis cervicis). Man sieht bei sehr vielen Pferden vor der Schulter ein fast dreieckiges Loch. Da sollte eigentlich dieser Muskeln ausfüllen! Dieser Muskel ist einer der wichtigsten Rumpfträger mit dem Brustteil (Musculus serratus ventralis thoracis) Nr. 39.Die Muskelfasern des Halsteils verlaufen von vorne nach hinten rauf und heben die Halswirbel an.Die Muskelfasern des Brustteils verlaufen fast horizontal, und heben somit den Brustkasten an. Dieser erhebt sich dann zwischen den Schulterblättern und das Pferd wirkt grösser. Und das kann ich selber bestätigen. Nach guter Arbeit kann das Pferd tatsächlich 1 bis 2 cm wachsen! Dann ist der Brustkasten weiter oben und wenn man dann die Risthöhe messt, ist die logischerweise auch höher! :-)) Nun kommt aber auch noch der Trapezmuskel, der aus einem Hals- und einem Brustteil besteht zum Zuge. Und ich finde, er hat gar nicht so ne untergeordnete Funktion! Nr. 57 und 58. Die Muskelfasern verlaufen auch ziemlich horizontal und somit hebt auch er etwas an. Er bewegt nämlich die Schulterblätter nach vorne und hinten. Wir reden immer von angehobener Schulter, Schulterfreiheit, Leichtigkeit aus der Schulter usw.Das erreicht ein Pferd nie, wenn dieser Muskel atrophiert ist! Und er reagiert sehr heikel auf Druck, weil er oberflächlich liegt und relativ dünn ist. Leider drücken auch die meisten Sättel genau dort. Und wenn man davon ausgeht, dass 90 % der Sättel nicht passen....:-( Also wenn dieser Muskel streikt, dann nützt der Rest der Rumpfträger auch nichts. Die werden sich alle verspannen.Nr. 62 ist der breite Rückenmuskel auf dem wir sitzen. Seine Fasern verlaufen auch fast horizontal. Nur, jeder Muskel atrophiert, wenn zuviel und zulange Druck drauf ausgeübt wird. Das Schlimmste ist aber, wenn man auf dem stehenden Pferd lange sitzt! Das sollte jedem klar sein, dass man da absteigt. Ja sowieso, auf einem Ritt sollte man immer mal wieder absteigen damit sich das Pferd und wir uns auch entspannen können.
Zum Nacken- Rückenband. Auch das hat eine wichtige Funktion. Es unterstützt die Rumpfträger bei ihrer Arbeit und entlastet je nach Kopfhaltung des Pferdes die Muskulatur. Aber die Bewegung muss aus der Hinterhand kommen. Die sogenannte aktive Hinterhand. Das trainiert die Bauchmuskeln die auch eine wichtige Funktion haben zum tragen. Aktive Hinterhand erreicht man aber nur, wenn der Kopf nicht zu tief ist und das Genick offen ist! Wenn das Pferd immer wieder zu tief geht mit dem Kopf, will es aus irgendeinem Grund die Hinterhand entlasten und oder ist überfordert mit dem Reiter. Ich bin mir sicher, das berüchtigte Zügel aus der Hand zerren kommt aus diesen Gründen. Das Rückenband entspringt im Kreuzbeinbereich und endet am Hinterhauptbein. Es verbindet jeden Wirbel.Im Brustwirbelbereich entspringt die Nackenplatte, die sich mit jedem Halswirbel verbindet, ausser dem Atlas. Wenn das Pferd den Kopf tiefer nimmt mit offenem Genick spannt sich das Rückenband und öffnet die Wirbel. Hier auf dem Bild ist schön ersichtlich wieso aber dieses nur stattfinden kann, wenn sich das Becken abkippt und die Hinterhand aktiv nach vorne tritt, denn so wird das Rückenband von hinten gestrafft. Wiederum ist nun klar, dass der Kopf nicht zu tief sein darf, denn dann könnte das Becken nicht mehr genug abgekippt werden, da das Rückenband dies nicht mehr zulassen könnte, da es nicht dehnbar ist. Die Nackenplatte hilft auch den Brustkasten zu heben und unterstützt die Rumpfträger. Wenn alle diese Muskeln seriös berücksichtigt werden beim Training, dann wird nichts überfordert, sondern es ist ein sehr gutes Zusammenspiel dieser einzelnen Komponente.
Was auch sehr wichtig ist, dass die Multifidiusmuskeln nicht verspannt sind. Das ist die kurze Skelettmuskulatur, die Wirbel für Wirbel, Rippen für Rippen verbindet, und noch vieles mehr. Sie arbeitet unwillkürlich. Aber die verspannt sich natürlich als erstes, wenn irgend ein Thrauma oder eine Fehlbelastung entsteht. Die kann ein Wirbel aus seiner Position ziehen. Also müssen erst diese Muskeln entspannt werden, bevor man die anderen Muskeln aufbauen kann. Und genau dieses Problem muss ich jetzt bei meiner Stute angehen! Ich werde das alles schön dokumentieren, denn sie ist ein riesen Beispiel, denn dieses arme Tier ist wirklich kaputt geritten worden und hat so ziemlich alles verspannt, was sich verspannen kann.Mittlerweile sind ihre Hufe schon viel besser, dass ich anfangen kann sie vorsichtig auf den Zirkel zu "arbeiten".Gut, das war jetzt alles Theorie! Viele sagen jetzt, ich muss keine Theorie wissen, oder theoretisches Wissen heisst noch lange nicht, dass man es in der Praxis kann. Das stimmt, dass theoretisches Wissen jeder in die Praxis umsetzen kann.Aber falsch finde ich, wenn jemand sagt, er braucht das theoretische Wissen nicht, und es interessiere ihn nicht! Noch trauriger macht es mich, wenn ich Aussagen wie, ich möchte einfach reiten, und nicht meine Zeit mit Theorie, die mich nicht interessiert, vergeuden!Nu, wenn man die Zusammenhänge mal erkennt, was es braucht, um ein Pferd zu trainieren, hat man auch eine Chance zu wissen was man eigentlich mit dem Pferd anstellt!Als ich erstmal die theoretischen Zusammenhänge erkannte, wurde mir bewusst, wie ein Pferd sich bewegen muss, um einen Reiter zu tragen. Vorher habe ich mit diversen Pferdeleuten diskutiert und jeder hat wieder etwas anderes gesagt. Wie sollte ich jetzt nun wissen, wer richtig liegt? Soll ich nach der Sympathie gehen, oder sollte ich dem glauben, der es am am besten erklären kann?Also fing ich selber an zu forschen und auszuprobieren. Denn die Anatomie und Biomechanik eines Pferdes ist nunmal Tatsache, und aus dieser Grundlage heraus kann man sein eigenes Wissen ausbauen!Genug schwierig ist es dann, wenn man sich fragt, gut, das war jetzt Theorie, aber wie in aller Welt, trainiere ich jetzt diese Muskeln?? Und es geht ja auch nicht nur um diese Muskeln. Jedes Pferd hat einen anderen Charakter. Die einen sind voll bei der Sache, die andern meinen erstmal, nöö ist zu anstrengend! Gib mir einen guten Grund, warum ich das machen soll???Den gibt es! Wenn du es schaffst, dass sich dein Pferd nach dem Training besser fühlt, als vorher, dann hast du mit der Zeit einen Partner der gerne mitmacht!Und mit, sich nach dem Training besser fühlen, meine ich nicht, wenn das Pferd schweissgebadet, mit hängendem Kopf, halbgeschlossenen Augen und hängender Unterlippe dasteht!! Denn dann hat man es überfordert!Ein Pferd sollte man nie zum schwitzen bringen, wie auch nie zum heftig atmen bringen. Die Pulsfrequenz muss niedrig gehalten werden, sonst bringt das Training nichts!Schwitzen bedeutet fast immer Stress. Klar, muss man unterscheiden, denn gestern ging ich mit Jan spazieren und ritt noch bisschen. Er schwitzte leicht. Aber es war schon ziemlich war, die Sonne schien, er ist schwarz.Aber man kann auch mit einem Pferd im Winterfell trainieren, ohne dass es schwitzt! Scheren ist völlig unnötig und für das Pferd mehr als nur schädlich.