Eigentlich habe ich die Bearbeitung von Jimmys Hufen zur gleichen Zeit angefangen, wie bei Jan.
Muss vielleicht noch ergänzend hinzufügen, dass ich vorher die Hufe von beiden nach der Birnat empfohlenen Richtlinien bearbeitet habe, aber nicht zufrieden war damit, weil die Hufe sich dauernd in einer Umstellungsphase befanden. Der künstlich reingemachte Wandüberstand der dann fälschlicherweise als Tragrand bezeichnet wurde, machte ich nie, weil das einfach nicht funktionieren kann! Der sogenannte Tragrand besteht aus Wandhorn, weisser Linie und Sohlenschwiele. Bei einem künstlich oder auch gewachsenem Wandüberstand läuft das Pferd auf dem mehr oder weniger starkem Wandhorn, das dafür nicht gemacht ist, und somit gehen Verbiegungen der Hufwand niemals raus auch wenn die Wand im 90 Grad Winkel zum Boden gestellt wird!
Das kann ich aus eigener Erfahrung nur bestätigen! Gut, bei Jimmy hatte ich so langsam das Gefühl, jede Bearbeitung schlägt fehl. Als ich ihn als er 11 jährig war übernommen hatte, hatte er vorne viel zu hohe Hufe, Zehen bisschen zu lang, und hinten hatte er sehr flache Hufe die Wände nach aussen pendelnd. Der Strahl war enorm ausgebildet und ich denke, der hat das meiste Gewicht aufgenommen denn die Hufwände im Trachtenberreich waren schwach gebildet. Es war auch immer am rechten Hinterhuf eine Einblutung zu sehen auf der äusseren Seite. Ich brachte die einfach nicht weg.
Er war im Brust/Halsberreich sehr verspannt, als er zu uns kam, somit verlagerte er ziemlich viel Gewicht nach hinten. Er war auch sehr aggressiv, und das kann ich ihm auch nicht verdenken.
Mit richtigem Longentraining und Bodenarbeit, Sulkyfahren, konnte ich seine Verspannungen und Blockaden lösen, und die Hufe wurden auch bisschen besser, aber wiederum schaffte ich es nur bis an einen gewissen Punkt! Die hinteren Hufe wurden bisschen steiler und dann fing die Sehne an zu flattern und machte das rechte Hinterbein unstabil und hinten links lahmte er einen kleinen Moment, wenn er aufstand! Sorgen wurden grösser! Weiter mit dem Training, Massage und Schüssslersalz.
Dann fing ich mit der Umstellung der Bearbeitung nach der Wildpferdevorlage an. Bald schon lahmte er nicht mehr nach dem Aufstehen, was ich aber eher den wärmeren Temperaturen zuschrieb. Er stand weiterhin nicht gerne lange nur auf dem linken Hinterbein und mit dem rechten wollte er keine Last aufnehmen. Klar, die Einblutungen, die ja eine Hufimbalance anzeigten, da zwickte ihn doch etwas.
Also musste ich mir da etwas einfallen lassen, damit das endlich weggeht. Bei der Bearbeitung schau ich ganz genau, das die verbogene Hornwand keinen Bodenkontakt hat, damit sie nicht weiter an der Blättchenschicht (weisser Linie) zerrt, und von oben alles gesund runter wachsen kann.
Bei den vorderen Hufen musste ich immer wieder die Trachten kürzen, aber ich getraute mich nicht zuviel, denn es war kaum ersichtlich wo die lebende Sohle anfing.
Gut vor ca. einer Woche ist mir aufgefallen, dass beim rechten Hinterhuf schon 2 cm Horn runtergewachsen ist, ohne rote Einfärbung! Ich glaubte es kaum! Und was noch das genialste daran war, er fing an Schulterherein rechts, mit dem rechten Hinterhuf schön unterzutreten! Man sieht den Zusammenhang! Einfach genial.....
Gestern bearbeitete ich die Hufe von Jimmy und bei den vorderen Hufen löste sich im Trachtenbereich das Zerfallshorn von der Sohle und ich konnte ganz genau feststellen, wo die lebende Sohle anfängt und habe die Trachten auf Sohlenniveau gekürzt und bei den Zehen die Mustangroll angebracht, und Wandüberstand eliminiert! Hinten bemerkte ich wie die Hufwände schon stärker geworden sind, und er konnte auf dem linken Hinterbein solange und ohne Mühe stehen, bis ich das rechte Huf fertig bearbeitet habe! Ich bin sowas von glücklich und auch erstaunt, was da alles zusammenspielt!!
Wiederum macht es mich aber auch unendlich traurig, denn das Ausmass des Pferdeleids durch falsch verstandene Hufbearbeitung doch unendlich gross ist! Wie alles zusammen hängt! Ein Hufpfleger muss einfach in Anatomie, Biomechanik, und den ganzen Zusammenhängen auch in der Ausbildung und Gesunderhaltung des Reitpferdes im Bild sein! Zum Glück habe ich mir die Zeit genommen, in kleinen Schnittchen mir alles zu erarbeiten. Mit der Feile im Sack longieren, anhalten, wumms einen Feilenstrich übers Horn, wieder beobachten.....
Zweimal wurde ich um Rat gefragt, wegen der Hufbearbeitung, zweimal bekam ich eins auf die Finger! Okay, das zweite Mal war sehr schmerzhaft! Das artete in Mobbing aus :-((
Ich stehe zu dem, was ich sage oder schreibe! Es sind meine Erfahrungen. Für was ich aber keine Verantwortung trage ist, wie das umgesetzt wird! Und genau da liegt das grosse Problem! Der Huf ist kein Stück Holz, dass man einfach nach Schema X bearbeiten kann. Man muss die inneren Strukturen verstehen, und das Huf lesen können, denn es sagt einem ziemlich genau, wie und wo es bearbeitet werden will!!
Aber wer schon behauptet, das Pferd fusst zuerst mit der Zehe auf, da stellen sich mir die Nackenhaare..... :-((
Ich weiss, Fotos.....
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