Donnerstag, 16. August 2012

Wir müssen aufhören unsere Pferde zu demütigen und ihnen ihre Würde zurückgeben.

Die wenigsten Pferde haben das Vertrauen ihr Genick locker "herzugeben". Wie auch ?

Jeder, der das nicht nachvollziehen kann, soll jemanden bitten von hinten seine Hände links und rechts an den Backen zu positionieren und jetzt soll der Helfer versuchen, den Kopf hin und her zu bewegen. Wie fühlt sich das an? Er soll dann auch mal ruckartige Bewegungen machen. Wie reagiert ihr, resp. eure Muskulatur?

Aber aufpassen, so kann man das Genick brechen.....

Wenn ein Pferd sich also fest macht, ist das ein Schutzmechanismus, den viele mit roher Gewalt brechen wollen, indem sie einfach am Zügel ziehen. Meist rückwärts abwärts, damit das Gebiss noch auf die sehr empfindlichen Laden drückt, das Pferd, wenn möglich noch mit Sperriemen ausgestattet, quitiert das indem es vor Schmerz den Kopf hoch nimmt und somit eh keine Chance besteht, sich korrekt stellen zu können, da die zwei Knöchelchen, links und rechts des Hinterhauptbeins das durch die hohe Kopfhaltung verhindern.

Hier wird das sehr schön beschrieben: www.wege-zum-pferd.de/.../zwei-kleine-knochelchen-mit-groser-bed...

Jan ist auch ein Exemplar, dass man überzeugen muss, dass es Sinn macht locker im Genick zu sein. Nein, nicht etwa DIE Art.... je feiner man versucht, ihn zu stellen, umso lockerer bleibt er zumal das formen vorallem über den Sitz passiert und die feine Parade im rechten Moment unterstützend wirken kann. Gibt man sie aber zu früh, zuspät, oder hart, dann zerstört es die Bewegung des Hinterbeines nach vorne. Die Bewegung bleibt im wahrsten Sinn in der Wirbelsäule stecken! Und das merkt man, denn das fühlt sich schrecklich an.

Das Problem aber fängt ja schon viel früher an. Bei den Reitschulen. Wieviele gute Reitschulen gibt es überhaupt?

Eine Reitlehrerin hat mal etwas sehr treffendes geschrieben.


ein bisschen mag ich diese 08/15 reitschulen in schutz nehmen.
ich mag fast behaupten, dass es "kundenwunsch" ist, so reiten zu lernen.

das ding ist, dass reiten lernen so was verdammt schwieriges ist.
lernt man nicht "techniken des zuppelns und riegelns" kommt der schüler kaum voran!

er bräuchte entweder ein lehrpferd, was reitschüler nur jedes 5. mal trägt und ansonsten von sehr guten reitern geritten wird (was enorm teuer wäre für eine reitschule und höchstens privat über kontakte laufen könnte) oder aber es liegen 2-5 jahre vor ihm (bzw er käme nie darüber hinweg), dass er nur schritt udn trab eiernd durch die bahn reiten könnte...

lernt man es, den kopf zu dirigieren durch zügeleinsatz, geht alles viel schneller! dann kann man schritt, trab, galopp, korrekte hufschlagfiguren.

der frust, den eigenen körper nicht in den griff zu bekommen, bleibt beim zuppeln und riegeln dem schüler erspart und er hat keine zentnerlasten gewicht in der hand, weil das pferd manuell bestimmt nachgibt.

"reiten lernen" möchte heuzutage kaum noch jemand. spaß soll es machen udn erfolge müssen ständig zur hand.
und so kommt es dann.....
Ja genau, man muss an seinem Körper arbeiten. Man muss ihn beherrschen können, man muss trainiert und beweglich sein. Eigentlich wäre endloses Sitztraining nötig, bevor man jemandem die Zügel in die Hände drückt!

Es fängt schon dort an. Und es geht in erster Linie wieder um das liebe Geld! Das steht wie so überall an erster Stelle!

Es fällt mir extrem auf, dass sehr viele Anfänger sich Pferde kaufen und eigentlich sich keine Gedanken machen dass Athleten, und ja, ein Reitpferd ist ein Athlet, denn er muss Menschen rumtragen und dem bedarf es an seriösen Training, was kaum je jemand in einer 0815 Reitschule gelernt hat, trainiert werden müssen!

Nein man sitzt rauf, dann noch wie auf einem Stuhl, drückt noch die letzten Muskeln, dass das Pferd vielleicht noch auf dem Rücken hat, weg, und wundert sich weil das Pferd bockt, sich widersetzt, durchbrennt oder gar zu humpeln anfängt!

Dann ist ja immer das Pferd schuld!

So und jetzt bin ich so richtig vom Thema abgeschweift, aber das ist ja dann auch die Ursache von hartem Maul. Man manipuliert über das Gebiss und versucht sein Reitdefizit über mehr oder weniger groben Zügeleinsatz zu kompensieren. Die Abwärtsspirale fängt an zu drehen. Man nimmt vielleicht ein schärferes Gebiss, man reiss noch bisschen stärker, denn sonst würde es ja gefährlich usw. usw.

Das Pferd macht sich immer fester und wenn es sich im Genick fest macht, und das heiss nichts anderes, als die Muskeln sich beim Genick verspannen um das Gelenk zu schützen. Reiner Schutzmechanischmus und kein extra gesteuertes Ereignis. Das Pferd macht das NICHT extra um nicht zu gehorchen. Zudem reisst es den Kopf hoch, und schon läuft der Parasympatikus auf Hochtouren, und das Pferd ist fluchtbereit. Wenn dann das Martyrium nicht aufhört (stellt euch vor, jemand würde euch den Kiefer quetschen und Metallstücke an die Backenzähne schlagen...ich würd um mich schlagen....) dann brennen die einen durch und die anderen lassen den Reiter einen Abflug machen! Wenn ein Pferd im Genick verspannt ist, geht das bis hinten ins Becken. Es hat keine Chance mehr unterzutreten. Ein verspannter Muskel kann sich nicht aufbauen, kann nicht arbeiten, und wer schon Nackenverspannungen hatte, kann nachfühlen, wie ein Pferd Schmerzen haben muss!!

Nachher wird mit Marterausrüstung aufgedoppelt, bis das Pferd unreitbar geworden ist, dann kommt es zum nächsten usw. Vielleicht hat es Glück und kommt zu jemand der ihm all die Traumas mit guten Erlebnissen überdecken kann, und vielleicht endet es im Schlachthof! Wer ist schuld?? Natürlich das Pferd.

Es gibt auch die anderen, die geben einfach auf, lassen mit sich machen was man will. Diese Pferde sieht man oft in den Reitställen und sie tragen Anfänger rum und gelten als sooo lieb. Bei deren Anblick schiessen mir regelmässig die Tränen in die Augen.

Die Augen erzählen Geschichten, warum hört da niemand zu?? Das Traurige ist, dass die, die sie hören, wieder aufhören zu reiten, weil sie meinen das müsse so sein und können da nicht dahinter stehen. Wer bleibt dann noch zurück?

Nicht, dass ich jetzt alle die reiten als gefühllos hinstellen möchte, aber der Protzentsatz ist hoch! Ich höre viel die Aussage: Ist ja schliesslich nur ein Tier!

Was die Profireiter vormachen ist fern von Vorbild und ist nichts anderes als legales Tierquälen. Aber der Wald- und Wiesenreiter, der sich einfach mal durch die Landschaft kutschieren lässt ist auch nicht viel besser.

Hätten wir früher keine Pferde gehabt, ich hätte aufgehört zu reiten, weil ich genauso reiten gelernt habe. So war ich auf stetiger Suche nach dem harmonischen!

Wenn man solche kritischen Gedanken äussert, kommt bald der Spruch: Na, jeder hat seine Fehler gemacht, man soll nicht mit Steinen werfen, wenn man selber im Glashaus sitzt usw.

Ja, ich habe sehr viele Fehler gemacht! Ich trage heute die Quittung dafür, weil es mir immer noch sooo leid tut! Ich bin sehr kritisch. Aber am strengsten bin ich mit mir selber!

Es liegt mir auch fern mit Steinen zu werfen, sondern ich möchte doch nur sagen dürfen, hey, es geht anders!! Mit jedem Pferd!

Wenn mir heute jemand sagt, das ist deine Meinung, aber die muss ja nicht die Wahrheit sein. Dann muss ich sagen, eine Tatsache ist eine Tatsache. Wenn man ein Pferd praktisch nur mit positiver Verstärkung und mit dem Geschick der Pädagogik (der gesunden ;-)) zu den "gleichen" wenn nicht noch besseren Resultaten bringt, wie mit Zwang, dann ist das eine Tatsache und ich habe Recht!

Zwang begleitet uns unser ganzes Leben. Es bringt uns dazu etwas zu machen. Wichtig ist wieviel Zwang, und wie man das einem Lebewesen klar macht, dass jetzt genau das nötig ist!

Beispiel: Ein Kind sagt immer ein unanständiges Wort o.ä. Wir drohen, noch einmal und dann gibts was aufs Maul. Wir hauen dann auch mal drauf. Resultat: Das Kind sagt vielleicht dieses Wort vor uns nie mehr, denn es ist eingeschüchtert.

Zweite Variante (ich wähle immer diese;-)) wir erklären dem Kind, warum man das nicht sagen, nicht tun sollte, und wie sich das anfühlt usw. Wir müssen uns wahrscheindlich paarmal wiederholen, aber lernen besteht ja aus Widerholungen, also irgendwann ist das drin bei dem Kind und zwar aus Ueberzeugung und nicht aus Einschüchterung!

Was mich wütend macht, sind eben solche Aussagen, oder immer wieder die Anschuldigungen, ich sei halt schon extrem. Interessant ist, ich bin bei der "Erziehung" (für mich eher Begleitung) meiner Kinder auch extrem. Da höre ich aber immer wieder wie das super sei, wie ich mich verhalte.....

Kinder und Tiere sind einander sehr ähnlich! Sie sind grundehrlich, unschuldig und voller Lebensfreude, weil sie im Hier und Jetzt leben.

Wir machen sie zudem was sie dann mal sind, und sie spiegeln uns unaufhörlich....





Mittwoch, 1. August 2012

schöne Einheit

Meine Idee....

Jan auf der Weide in einem fleissigen vorwärts in Schritt und Trab zu reiten mit aktiver Hinterhand am langen Zügel. Mit Fellsattel und Caveçon. Seine vordere Muskulatur soll sich entspannen, damit der Brustkasten gehoben wird, da er immer noch vorhandlastig ist.

Nachher Stellung abfragen und an äusseren Zügel führen.... Im Schritt ging alles noch relativ gut. Ich dachte mir ich reite bisschen geradeaus und nicht nur auf dem Zirkel, das war der erste Fehler!

Wie schon erwähnt ging es im Schritt noch relativ gut, aber im Trab da warf er mich im holprigsten nach unten drückenden Trab, dass es mir selber weh tat. Ich ritt weiter relativ geradeaus und versuchte über Stellung abfragen alles lockerer zu kriegen. Zu allem Uebrfluss fing er an mit dem Kopf hin und her zu schlagen, rauf und runter. hä, warum jetzt das?  Ich weiss, das Caveçon ist schmal und er ist sehr heikel auf der Nase. Lag es wohl daran?

Ich wurde ärgerlich und fing wieder an mir zu zweifeln, gab dann wiederum Hilfen, die ich dann selber als zu stark empfand, Jan machte sich immer fester und ich ging wieder in den Schritt über und versuchte ihn lockerer zu kriegen, was mir dann auch gelang. Ich war so gefrustet, dass ich aufhörte und longierte ihn noch um vom Boden aus zu schauen, was da los sein könnte. er schlug weiter mit dem Kopf zwischendurch, dass ich dann der dicke gepolsterte Kappzaum holte und er wurde ruhiger!! Tja, suuuper!!Wirklich gut ging es aber trotzdem nicht und ich war nur noch bemüht, ihn in eine lockere Stellung zu bringen, dass ich ihn dann loben konnte und mit einem positiven Abschluss entlassen konnte.

Die Lehre daraus....

Ich habe schlicht und einfach Jan wiedermal überfordert! Und mich somit auch. Anstatt einen Schritt retour zu gehen, wollte ich ihn trotzdem wieder über den Kopf formen.

Weil er kein Gebiss im Maul hatte, hatte er aber eine reelle Chance sich festzumachen zu seinem Schutz. wenn die Pferde den Kopf runter nehmen ist die Wirbelsäule sehr beweglich und erst das ermöglicht es ihnen, dass sie untertreten können und den Rücken aufwölben. Das ist aber wiederum sehr schwer für die Pferde, eben weil sie dann so beweglich sind, und erst die Balance finden müssen. haben sie die horizontale Balance noch nicht, steht es auch schlecht für die vertikale Balance. Versucht man sie dann zu erzwingen machen sie sich fest, weil sie Angst haben die Balance zu verlieren und schlicht und weg nicht auf die Schnauze fallen wollen, denn für ein Fluchttier ist das in etwa das Schlimmste was passieren könnte!

Manchmal ist es scheiss egal ob er bisschen Aussenstellung hat, solange er mich nicht nach eine Seite setzt. Er korrigiert sich schon selber, wenn man ihm nur feine Impulse dazu gibt, vorallem über den Sitz, wenn man ihn auch lässt...... Es braucht sowenig und schon bremst man die HH mit der Zügelführung. Manchmal kann ich wirklich die HH spüren in den Zügeln. Wenn man da nicht elastisch und unterstützend einwirkt bremst es das Pferd unheimlich. die Paraden müssen durchlässig sein. so kann man ein von hinten nach vorne mit einer, zur rechten Zeit gegebener weichen Parade unterstützen. Das ist ein so geniales Gefühl....

Beim gestrigen Reiten hatte ich dann wieder sehr schöne Erlebnisse. Ich bin auf die Weide gegangen.  Ich liess ihn erstmal am langen Zügel laufen und schaute nur, dass er nicht abgehackt lief. er ging eigentlich von Anfang an schön mit relativ tief eingestellter Kopfhaltung. Ich liess einfach mal meine imaginäre Kugel im Becken hin und her rollen, damit ich mich auch löse.

Jan möchte  sich ja gar nicht gerne rechts stellen. Ja, es ist seine Zwangsseite, aber ich forderte eben immer zuviel Abstellung auf der Seite, und das hat ihn überfordert. Darum ist seine Antwort erst mal NEIN, wenn ich am Zügel klingle!!! Asche auf mein Haupt!!!!

Also verlange ich im Moment einfach ein gerade und beim übertreten einfach ein wenig Sicht auf sein rechtes Auge und Nüster. Dehnen der äusseren Halsmuskulatur plus den Schultergriff mache ich nur vom Boden aus!

Ich fing an mit Konterschulterherein. Das ist leichter für ihn, vorallem rechts. Rechts verlange ich nur wenig Stellung dafür mehr Biegung. Links dagegen mehr Stellung und weniger Biegung. Links muss ich darauf achten, dass er mir nicht über die äussere Schulter geht, sondern sie wirklich frei macht . Das linke Hinterbein sollte unter den Schwerpunkt und nicht nach innen fussen. Wenn ich dann in dem Moment wo der innere HH abfusst, links eine ganz feine Parade gebe, kommt der Fuss tatsächlich weiter nach vorne. Genial zu spüren.

Im Schritt hatte er  eigentlich eine sehr konstante tiefe Kopfhaltung. Im Trab mehrheitlich auch, aber zwischendurch riss er ab und zu den Kopf hoch, und war sehr holprig. Ich ritt immer wieder Volten, wechselte die Seiten, schaute nur, dass ich gerade sass und bei den Schlangenlinien lies er sich dann schon mit tiefer Kopfhaltung umstellen! Ha, so muss es sein!

Ich hatte viel Seitengänge geritten. Warum komme ich immer wieder zwischendurch dazu über diese Zügel zuviel zu formen??? Man hat es so "gelernt" und sieht es einfach immer noch praktisch überall!!

 Wenn es einmal nicht so gut läuft, ein, zwei Schritte zurück, oder gar absteigen, und Bodenarbeit!!

wie fühlte ich mich gestern nach dem reiten? Einfach nur toll, und ich hatte zu 99 Prozent das Gefühl meinem Jan was Gutes getan zu haben!!

wie fühlte ich mich letztes Mal? Total traurig, egoistisch und unfair! Ich zweifelte an meinen Fähigkeiten, und fragte mich wiedermal ob ich nicht aufhören soll mit dem reiten...

Wenn sich das Pferd nach dem reiten, oder sonstigem Training, spielen, besser fühlt als vorher, dann macht man es richtig. Das heisst aber nicht, wenn man das Pferd schweissnass geritten hat, und es mit hängendem Kopf da steht und "entspannt" ist, dass es sich besser fühlt....

Schaut in die Augen, da findet ihr die Wahrheit, aber erschrickt nicht, was ihr dann sehen werdet.... sondern seht es als Chance, es besser zu machen!