Freitag, 20. Juli 2012

Jimmy, der weisse Riese



Das ist Jimmy, ein 17 jähriger Welshmountain/Shettymix. Ich habe ihn mit 11 Jahren bekommen.

Er war sehr agressiv. Hat aber nie jemanden gebissen, oder geschlagen. Er ging eher auf alle Vierbeiner los.... Er war total verspannt, hatte Rückenweh, einen enormen Unterhals und riss allen die Zügel aus der Hand. Er wurde ausschliesslich von Kindern geritten, und sehr stark über das Maul manipuliert, dass er zu seinem eigenen Schutz das Genick fest machte.


So sah er am Anfang aus! Ohren meist angelegt, enormen Kopfarmmuskel. Senkrücken (hier steht er noch ungünstig. Hinten bisschen höher.) Den Kruppenmuskel verspannt, da er die verspannten Rückenmuskeln halten muss, Lendenbereich ist abgeswächt. Gänzlich fehlende Oberlinie Hals, mit Axthieb. (Ist leider verdeckt von der Mähne)

Man merkte ihm an, dass er reiten mit Unwohlsein ja sogar Schmerzen verband. Somit verbannte ich den Sattel und das Gebiss, nähte ihm einen gebisslosen Zaum, und vorallen longierte ich ihn erstmal.

Ich kaufte ihm einen kleinen Sulky, und fing an zu fahren mit ihm. Das liebte er. Nichts verband ihn damit mit der Vergangenheit :-)

Auch erfuhr ich erst später, dass die Kinder dauernd runterflogen bevor er zu mir kam. Es wurde, als Jimmy Charakter abgetan, nur er machte das aus Selbstschutz, da er ein sehr charakterstarkes Pferdchen ist.

Durch sein nicht seriöses Ausbilden und reiten ist es praktisch unmöglich geworden, dass ihn ein Kind reiten konnte. Korrekturreiten wäre ja ein Kind völlig überfordert gewesen.

Meine 8 jährige Tochter ist (noch :-)) nicht so pferdeangefressen, dass sie regelmässig reitet und somit ist es sehr schwierig Jimmys negative Erfahrungen mit positiven zu überdecken.

Ein Erlebnis muss ich noch aufschreiben! Das war so eindrücklich!! Es heisst ja immer, du musst dem Pferd den Meister zeigen, damit es weiss, wos lang geht. Viel wird auch von Härte und Zwang gesprochen!

Finde ich absolutes Nogo!!!!

Jimmy hatte die starke Angewohnheit, einem Kind die Zügel aus der Hand zu reissen. Einfach mit voller Wucht Kopf zu Boden. Wehe dem Kind, dass die Zügel fest in den Händen hielt, wie es ja leider immer wieder "gelehrt" wird. Das machte einen Abflug!!!

Meiner Tochter lehrte ich schon immer den zügelunabhängigen Sitz, und die Zügel ganz fein in den Händen zu halten. Da wir aber diese Gurtzügel hatten, tat das ihr weh, wenn sie die Zügel durch ihre Händchen gleiten liess. Somit kaufte ich runde, weiche, geflochtene Zügel. Ich erklärte ihr dann, dass wir jetzt dem Jimmy beibringen, dass er nicht immer die Zügel aus der Hand reissen sollte! Also, wie macht man das??

Gute Ratschläge von Pferdeleuten: Ausbinden, damit der kopf nicht runter kann..... Genickstück via Seil mit Sattel verbinden, einen Klaps an Kopf usw.......

NEIN
Warum macht er das überhaupt??? Er macht das NICHT weil er uns weh tun möchte!!
Er macht das, weil er Angst um sein Genick hat!
Man sieht es nur zu oft, wie Reiter an den Zügel rumreissen! Erstens geht meist ein Metallstück durchs Maul, das sehr empfindlich ist, und zweitens ist das Genick ein sehr feines Gelenk. Wenn das gebrochen ist, ist es aus mit dem Leben. Und um das empfindliche Maul zu schützen, verspannen die Pferde alle Halsmuskeln, denn verspannen der Muskeln ist natürlicher Schutz, damit Gelenke und Knochen heil bleiben!

Und keine Widersätzlichkeit!

Er macht das also aus reinem Selbstschutz, weil der Mensch so gedankenlos agiert hat!

Ziel war, ihm zu zeigen, dass er keinen Grund hat, sich schützen zu müssen!

Ich sagte zu meiner Tochter, sie solle die Zügel noch lockerer als sonst, in den Händen halten. Wenn dann Jimmy den Kopf nach unten sausen lasse, einfach Zügel loslassen, warten bis er ganz ruhig ist, Zügel sachte wieder aufnehmen, und ihn vorsichtig anfragen, ob er weiter gehen könne!

Es funktionierte, aber Jimmy wurde zunehmend nervöser, bis er mal den Kopf runterzog und Bewegungen aus dem Genick machte um den Zügel locker zu bekommen, der ja gar nicht angespannt war!

Plötzlich wurden seine Bewegungen langsamer und ich merkte wie er aus einer Art Hysterie aufwachte, plötzlich mit dem Kopf unten innehielt, und ihm bewusst wurde, dass da ja niemand dran zog!

Von da an ging es besser! Leider wird er eben wie schon geschrieben, zuwenig geritten um das noch besser zu verankern. Ich mache auch Zügelarbeit mit ihm, aber da wahrscheinlich selten ein Erwachsener mit ihm gearbeitet hat, macht er da auch besser mit.

Es ist eindrücklich wie die Tiere auf Sanftheit reagieren! Sie brauchen keine harte Hand, und Schläge usw.

Tiere sind unschuldig und grundehrlich, und zeigen uns unerbittlich auf, was wir falsch machen, und wir beschuldigen, und strafen sie für unser Unvermögen ihnen gegenüber.... ist das nicht schlimm?

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